APA492 5 AA 0346 CA 03.Feb 12
Wien (APA) - SPÖ-Entwicklungssprecherin Petra Bayr hat davor
gewarnt zu unterschätzen, dass Genitalverstümmelung auch für Frauen
in Österreich ein Problem darstellt. "FGM (Female Genital Mutilation,
Anm.) ist kein afrikanisches oder asiatisches Phänomen", betonte sie
in einer Aussendung zum Internationalen Tag gegen weibliche
Genitalverstümmelung vom Freitag. Auch in Wien seien circa 1.900
Frauen, die aus Ländern stammen, wo Genitalverstümmelung verbreitet
ist, einem potenziellen Risiko ausgesetzt, so Bayr.
Mit dem Ziel, auch "in Österreich auf dieses Thema aufmerksam zu
machen und die Bevölkerung hinsichtlich weiblicher
Genitalverstümmelung zu sensibilisieren" stellten Bayr und die
Österreichische Plattform gegen weibliche Genitalverstümmelung "Stop
FGM" am Freitag laut Aussendung Projekte zur Bekämpfung von FGM im
In- und Ausland vor. Vertreter der Internationalen Organisation für
Migration (IOM) sowie Nichtregierungsorganisationen wie
SONNE-International oder FEM-Süd berichteten etwa von Projekten in
Äthiopien, die mit Aufklärungsfilmen zu Diskussionen und zum
Nachdenken anregen wollen.
Laut dem UNO-Kinderhilfswerk UNICEF werden etwa 3 Millionen
weibliche Personen jährlich einer Genitalverstümmelung unterzogen.
Das entspricht etwa 8.000 Mädchen pro Tag, so die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Weltweit leiden
etwa 155 Millionen Frauen unter den Folgen von FGM.
Mädchenbeschneidungen sind vor allem in Afrika kulturell tief
verwurzelt, auch wenn sie von keiner Religion vorgeschrieben sind.
Der Eingriff reicht von der Abtrennung der Vorhaut der Klitoris bis
zu deren Entfernung gemeinsam mit den Schamlippen. Die schlimmsten
Folgen hat die sogenannte Infibulation oder "pharaonische
Beschneidung": Dabei werden die großen Schamlippen beschnitten und
die Vagina anschließend zugenäht. In der Regel wird die Prozedur
unter unzureichenden hygienischen Bedingungen vorgenommen. Der
Eingriff verursacht starke Schmerzen, Schockzustände und starke
Blutungen. Immer wieder sterben Mädchen an den Folgen, häufig kommt
es zu Infektionen und chronischen Entzündungen. Viele beschnittene
Frauen leiden ihr Leben lang an Depressionen und Angstzuständen; auch
bei Geburten sind sie vermehrten Risiken ausgesetzt.
Am 6. Februar wird der Internationale Tag gegen weibliche
Genitalverstümmelung begangen. Dieser Aktionstag wurde vom
"Inter-African Committee on Traditional Practices Affecting the
Health of Women and Children (IAC)" im Jahr 2004 ausgerufen, um die
Weltöffentlichkeit auf das Problem hinzuweisen.
(Schluss) fpr/mp/jeg
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