APA0218 II, CI 19.01.2012 12:04:28
Der umstrittene Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) steht im Fokus der Gedenk- und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Ab Freitag hält die Initiative unter dem Titel "jetztzeichensetzen" mehrere Veranstaltungen ab, als Höhepunkt ist eine Kundgebung am Heldenplatz am 27. Jänner geplant - dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz. Scharfe Kritik übten die Veranstalter am Donnerstag einmal mehr am WKR-Ball, der heuer ebenfalls am 27. Jänner stattfindet.
Dass der WKR-Ball ausgerechnet mit diesem Datum zusammenfällt, ist für die Organisatoren der Gedenkwoche "unerträglich". Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), sagte anlässlich der Vorstellung des Programms der Aktionswoche, der WKR-Ball wäre aber auch an jedem anderen Datum eine Provokation. Der Korporationsring sei eine Organisation, die auf ihrem Ball ein rechtsradikales Netzwerktreffen ermögliche. Er verwies darauf, dass auch die meisten nicht-schlagenden Verbindungen diese Veranstaltung ablehnen würden. Dies sei keine Kultur, sondern eine "Unkultur", so der Generalsekretär.
Auch ÖH-Vorsitzende Janine Wulz sprach von einem "Vernetzungsevent der extremen Rechten". Dass der Ball in der Wiener Hofburg stattfinde, sei eine "Vereinnahmung eines der symbolträchtigsten Gebäude" für deren Ideologie. Wie auch andere Proponenten der Aktionswoche zeigte sich Wulz froh über die Ankündigung der Hofburg Betriegsgesellschaft, dass die Hofburg ab kommenden Jahr nicht mehr als Veranstaltungsstätte zur Verfügung stehe.
SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak sagte, die Abhaltung des Balles am 27. Jänner sei ein "Hohn für die Opfer des Nationalsozialismus, aber auch ein Hohn für alle demokratischen Menschen". Daher sei es besonders wichtig, an diesem Tag bei der Kundgebung am Heldenplatz ein starkes Zeichen zu setzen.
SP-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr übte auch Kritik an FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wegen dessen Ankündigung, er werde dafür sorgen, dass der WKR-Ball auch weiterhin stattfinden kann. Der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, betonte, es gehe darum, ein Zeichen zu setzen "für ein demokratisches und weltoffenes Österreich".
Die Befreiung des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz jährt sich heuer zum 67. Mal. Der 27. Jänner ist auch das Datum des internationalen Holocaust-Gedenktages.