"Tiroler Tageszeitung" Nr. 228 vom 17.08.2012 Seite: 1
Ressort: Titel
Wien - Die USA leiden unter der größten Dürre der vergangenen 50 Jahre, Mais wurde seit Juni um 50 % teurer und die Welternährungsorganisation FAO warnt vor einer Nahrungskrise. Angesichts solcher Hiobsbotschaften wächst in Österreich der Widerstand gegen die für Herbst geplante Einführung des Biosprits E10, der aus Getreide oder Mais gewonnen wird. Greenpeace hat Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich aufgefordert, die Agrarsprit-Pläne - also die geplante Erhöhung der Bioethanol-Beimischungsquote beim Sprit (auf 10 %) - auf Eis zu legen. Die Caritas warnt vor einer „tödlichen Konkurrenz zwischen Teller und Tank". Laut AK-Berechnungen würde E10 die Konsumenten rund 51 Mio. Euro pro Jahr mehr kosten. Für Grünen-Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber ist die „Verspritung von Getreide ethisch unverantwortlich und skandalös".
Während Berlakovich (VP) an E10 festhält, ist für das Verkehrsministerium von Doris Bures (SP) offenbar nicht fix, dass der Biosprit eingeführt wird. Die Gespräche seien im Gange. „Dabei müssen die aktuellen Entwicklungen mit einbezogen werden", so das Verkehrsministerium. Und: „Es sollte sichergestellt werden, dass sich nicht ein Flop wie in Deutschland ereignet." SPÖ-Abgeordnete Petra Bayr forderte Berlakovich auf, vom E10-Start abzusehen.
Ralf Südhoff, Leiter des UNO-Welternährungsprogramms in Deutschland und Österreich, warnt indes vor einer globalen Preiskrise bei Nahrungsmitteln. (TT)