Landwirtschafts- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) hat seine Pläne zur Einführung des umstritten Agrokraftstoffes E10 am Freitag in einer Aussendung konkretisiert. Er will in zwei Jahren einen Anteil von E10 am Benzin-Gesamtabsatz von 50 Prozent erreichen. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es E10 nun fast seit zwei Jahren, dort beträgt der Anteil laut Mineralölindustrie knapp 20 Prozent. Bis zum Jahr 2017 will Berlakovich einen E10-Anteil von 95 Prozent erreichen.
Laut einer heute, Freitag, vom deutschen TV-Sender ZDF vorgestellten Studie stehen nur noch 12 Prozent der deutschen hinter E10. 63 Prozent unterstützen die Forderung von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), aus humanitären und ökologischen Gründen einen Verkaufsstopp für E10 zu erlassen.
Berlakovich nahm auch zur Kritik von ÖAMTC und ARBÖ Stellung, wonach E10 (Benzin mit 10 Prozent Ethanolanteil) das Tanken verteuert. Er spielt den Ball an die Mineralölindustrie weiter: "Für die Preisgestaltung an der Tankstelle ist immer noch die Mineralölindustrie zuständig. Es ist ihre Aufgabe, den Autofahrern und Autofahrerinnen unterschiedliche Kraftstoffsorten zu fairen Preisen anzubieten." Allerdings sind börsenotierte Unternehmen wie die OMV nicht nur den Kunden, sondern auch den Aktionären gegenüber verpflichtet.
Die SPÖ hat heute ihre Bedenken gegen E10 wiederholt. "Die Produktion von Agro-Treibstoffen - allen voran Mais und Soja - ist Mitschuld an den steigenden Nahrungsmittelpreisen und somit am Hunger in manchen Weltregionen. Außerdem sind Agro-Treibstoffe weder bio noch nachhaltig. Im Gegenteil, sie schaden der sozialen und ökologischen Entwicklung in vielen Teilen der Welt", so Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung. Ihr Appell an den Koalitionspartner: "Mit Essen tankt man nicht."
Einmal mehr kritisierte heute auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) die Agrospritpläne des Landwirtschafts- und Umweltministers. "In großen Mengen hergestellt ist Biosprit klimaschädlicher als fossile Treibstoffe", warnt der VCÖ. Bis zum Jahr 2020 würden bei Umsetzung der EU-Agrotreibstoff-Politik zusätzliche 27 bis 56 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre gelangen, ergäbe eine Studie des Instituts für Europäische Umweltpolitik.