Ozeane bedecken den größten Teil der Erde und nur ein kleiner Teil davon ist erforscht. Unternehmen drängen darauf, die Mineralienvorkommen auf dem Meeresboden auszubeuten, obwohl noch völlig unklar ist, welche Gefahren der Tiefseebergbau für die Ozeane bereithält. „Viele Wissenschafter:innen und Umweltorganisationen sind sich einig: Aufgrund der derzeitigen Datenlage ist es nicht möglich, Tiefseebergbau umweltschonend und über alle Konsequenzen informiert zu betreiben. Bei ersten Forschungen wurden beispielsweise 5.500 neue Arten entdeckt, 90 Prozent waren sogar für die Wissenschaft bislang unbekannt, wie das Fachjournal ‚Current Biology‘ schreibt. Im vergangenen Jahr wäre die Chance gewesen, dem Beginn des Tiefseebergbaus einen Riegel vorzuschieben. Doch wichtige Entscheidungen wurden vertagt. Bis 2025 will die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) nun ein Regelwerk für Tiefseebergbau erstellen“, sagt Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für Außenpolitik und globale Entwicklung, anlässlich des Welttags der Ozeane am 8. Juni.
Unter Tiefseebergbau versteht man den Abbau von Mineralvorkommen auf dem Meeresboden der Tiefsee, der etwa zwei Drittel des gesamten Meeresbodens umfasst. Die biologische Vielfalt und die Ökosysteme der Tiefsee sind nach wie vor zu wenig erforscht und schlecht verstanden. Das macht es unmöglich, die potenziellen Auswirkungen des Tiefseebergbaus abzuschätzen oder angemessene Schutzmaßnahmen zu ergreifen. „Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Tiefseebergbau der biologischen Vielfalt und den Ökosystemen der Meere schweren Schaden zufügen kann“, mahnt Bayr.
Die ISA, die die Aktivitäten auf dem Meeresboden jenseits der nationalen Zuständigkeit regelt, hat bereits einige Dutzend Verträge zur Erkundung von Mineralvorkommen in der Tiefsee ausgestellt. Diese Genehmigungen erlauben Unternehmen, die Ressourcen und das Potenzial künftiger Förderung zu erkunden, verpflichten sie aber auch
dazu, Daten für Umweltanalysen zu erheben. Derzeit hat die ISA noch keine Erlaubnis für kommerzielle Bergbauaktivitäten in der Tiefsee erteilt, da sie sich noch nicht auf Vorschriften für den Abbau einigen konnte. Die interne Blockade der Behörde dauert an, während die Liste der Gegnerländer länger wird.
„In Europa steigt die Kritik am Tiefseebergbau. Frankreich drängt auf ein internationales Verbot, eine Forderung, die von Abgeordneten im Europäischen Parlament unterstützt wird. Spanien, Deutschland, Dänemark und das Vereinigte Königreich haben einen vorsorglichen Stopp jeglicher Tiefseebergbauaktivitäten gefordert, bis die Wissenschaft die Unbedenklichkeit des Abbaus nachweisen kann. Auch Österreich wird sich dem Vernehmen nach dieser Position zu meiner großen Erleichterung anschließen. Ich fordere das Außenministerium nun auf, aktiv zu werden und sich gemeinsam mit allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union dafür einzusetzen, den Wissensstand zu erreichen, der es uns ermöglicht, eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, ob wir den Bergbau zulassen sollen oder nicht. Bis zu einer absolut Sicherheit über die Konsequenzen auf die Meeresfauna und -flora muss Österreich auf ein Moratorium bei der Vergabe von Konzessionen für den Tiefseebergbau bestehen“, so Bayr.